Sonntag, 11. Februar 2018

Midstay in Belgrad

Ich kann es kaum glauben, dass ich bereits fünf Monate hier bin, es hört sich einfach immer noch unwirklich für mich an! Die Hälfte meines Austauschjahres ist bereits vorbei, und langsam bemerke ich, dass meine verbleibende Zeit hier wohl auch unglaublich schnell vergehen wird!
Ganz spontan erfuhren wir, dass unser Midstay-Camp in Belgrad (also der Hauptstadt von Serbien, für alle die sich hier nie ganz sicher sind, genauso wie auch ich, bevor ich ging :)) stattfinden würde. Mit ganz spontan meine ich wirklich spontan: Am Montagabend wurde uns mitgeteilt, dass wir am Donnerstag, also in drei Tagen, unseren Bus von Zagreb nach Belgrad hättten! Trotzdem freute ich mich natürlich darüber, weil mein ja nicht alle Tage die Möglichkeit bekommt, nach Serbien zu reisen!

Am Donnerstag trafen wir Austauschschüler aus Kroatien (wir sind jetzt noch zu sechst) uns also in Zagreb und wurden nach Belgrad chauffiert. Das war gerade einmal eine vier- bis fünfstündige Autofahrt, es ist also recht gut machbar. Auf der Fahrt war kaum mehr sichtbar als endlose Felder, ab und zu noch einige Wälder dazwischen. Dann, wie aus dem nichts, erreichten wir Belgrad, eine Millionenstadt doppelt so gross wie Zagreb.
Am Freitag konnten wir dann die Stadt besichtigen, denn AFS Serbien hatte uns eine Stadtführung organisiert. Belgrad hat einige sehr schöne Attraktionen zu bieten: Am besten gefiel mir der "Hram svetog Save", der "Dom des Heiligen Sava", der so etwas wie das Wahrzeichen Belgrads ist. Es ist eine serbisch-orthodoxe Kirche, und zwar nicht nur irgendeine, sondern die grösste Südosteuropas und dazu noch eine der grössten orthodoxen Kirchen der Welt!

Hram svetog Save
Im Inneren ist die Kirche noch gar nicht fertiggestellt, denn der Bau hat sich aufgrund der vielen Kriege immer wieder verzögert. Nur ein Raum ist bereits vollendet, und er war wirklich überall wunderschön mit Blattgold und Mosaiken verziert!

so soll am Schluss die gesamte Kirche aussehen...
im Moment wird hier aber alles erst gebaut
Wir besichtigten natürlich auch noch einiges mehr, darunter eine Festung von wo aus man einen schönen Blick über die Stadt hatte.





das Parlament

Allgemein ist aber schon recht gut zu bemerken, dass der Lebenstandard im Vergleich zu Zagreb immer noch etwas niedriger ist. Viele Häuser, auch im Zentrum, sind eher heruntergekommen und die Trams und Busse haben schon bessere Zeiten gesehen.

Zentrum
Es ist recht gut spürbar, dass der Krieg hier gerade einmal knappe 20 Jahre zurückliegt und sich die Stadt von alldem immer noch am erholen ist (Belgrad war ja auch die Hauptstadt Jugoslawiens).
Im Hotel trafen wir einen Abend zum Beispiel auf einige schon recht betrunkene Männer, die hörten, dass wir Kroatisch sprachen. Sie begannen davon zu erzählen, dass Kroatien ja eigentlich gar kein eigenständiger Staat sei, sondern dass das alles zu Serbien gehöre. Es gibt halt immer noch Leute, die sich von den Ideen vor 20 Jahren noch nicht losgelöst haben.
Trotzdem alldem war es natürlich sehr spannend, die Stadt zu besichtigen, und sich selbst einen Eindruck davon machen zu können!

Den Rest des Wochenendes verbrachten wir im Hotel mit AFS-Workshops von AFS Serbien. Dabei lernten wir die 20 Austauschschüler in Serbien kennen, was natürlich auch wieder sehr interessant und unterhaltsam war. AFS Serbien ist im Vergleich zu AFS Kroatien ein rechtes Stück grösser, sie haben ja schliesslich auch dreimal so viele Austauschschüler.
Das gesamte Camp wurde in Serbisch durchgeführt, was für einige unserer Gruppe eine rechte Herausforderung war (es gibt immer noch die Austauschschüler, die sich ausschliesslich auf Englisch unterhalten). Allgemein lässt sich aber sagen, dass es überhaupt kein Problem ist, Serbisch zu verstehen, falls man Kroatisch spricht. Abgesehen von einigen minimalen Unterschieden bei der Aussprache und Betonung (wie etwa snijeg/sneg - Schnee, oder lijepo/lepo - schön), und einer Handvoll von verschiedenen Wörtern, sind die beiden Sprachen wirklich identisch! Der einzige wirkliche Unterschied, der sich feststellen lässt, ist das kyrillische Alphabet. Im Serbischen wird beides, also das lateinische und kyrillische Alphabet benutzt, im Kroatischen nur das Lateinische. Da wir ja zur Verständigung aber kein Alphabet benötigten, konnten wir uns problemlos unterhalten.

kyrillisches Alphabet
Es war wirklich sehr spannend, mit diesem Besuch auch mehr über die Geschichte des Balkans und der heiklen Beziehungen zwischen Kroatien und Serbien zu erfahren. Ausserdem ist mir erst dann richtig bewusst geworden, dass ich meine übrig bleibende Zeit hier noch geniessen muss, bevor dann auch die zweite Hälfte meines Austausches bereits zu Ende gehen wird!
 

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