Montag, 25. September 2017

Essen und Feiern

Ich muss zugeben, Kroaten essen gerne. :D Bei jeder Gelegenheit wird einem Essen angeboten, und es abzulehnen oder sich nicht nochmals ein zweites Mal zu nehmen wird schon fast als Beleidgung aufgenommen. Aber das Essen ist zum Glück super, sodass ich mich nicht beklagen kann. :) Generell wird hier sehr viel Fleisch gegessen (also eigentlich täglich). Čevapćići kennt man ja bei uns, auch ungarische Langoš, Palačinke (Pfannkuchen) und anderes habe ich probiert.

ein Abendessen mit Cousins und einer Cousine, neben mir Glorija
wieder einmal in einem Kaffeehaus :)

Cedevita, die beliebteste Limonade hier
Es gibt hier sehr viele Feste, weil immer irgendjemand von der Familie Geburtstag hat. Oder weil man hier wohl einfach gerne feiert. :) Ehrlich gesagt weiss ich jetzt schon nicht mehr genau, an wie vielen davon ich bereits war. Glorija und ich waren zum Beispiel zwei Mal bei Festen in Palinovec mit Jugendlichen aus der Umgebung. Alle Leute dort sind entweder mit Glorija verwandt oder sie kennen sich schon seit Ewigkeit, weil sie bereits zusammen in die Grundschule gegangen sind. An solchen Festen wird dann "Cajke" gehört, was kroatische oder serbische Musik ist. Niemand mag sie wirklich, aber mir wurde gesagt, dass sie hier an jeder Party läuft. Zu Cajke wird getanzt, nämlich zu zweit oder in einem Kreis alle zusammen. Jeder hat hier diese Tänze schon von klein auf gelernt und Glorija hat mir einige einfache Schritte beigebracht, denn ein bisschen Tanzen zu können ist hier einfach ein Muss. Ausserdem war das auch für Biljana ein wichtiges Anliegen. :)

mit Glorija und Freunden

Einmal waren wir ausserdem an einem kleinen traditionellen Fest in Prelog, wo es (was für eine Überraschung) viel Essen gab. Und traditionelle Tänze zu.

Stände mit Kuchen
Tänze in traditionellen Kleidern

Dienstag, 19. September 2017

Hrvatski je teško

Mittlerweile bin ich schon eine ganze Weile hier und ich habe mich ziemlich gut eingelebt! Manchmal fühle ich mich super und freue mich und könnte die ganze Welt umarmen, weil ich alles liebe. Eine Stunde später habe ich das Gefühl, mein Kopf wird gleich platzen, weil alle Leute um mich herum sich auf Kroatisch unterhalten und ich kein Wort davon verstehe. Wobei ich vielleicht noch erwähnen sollte, dass eine Unterhaltung hier nicht gleich eine Unterhaltung in der Schweiz ist. Die Personen schreien sich manchmal beinahe an, weshalb ich am Anfang öfters dachte, sie würden streiten. Auch sonst sind die Leute hier generell direkter als in der Schweiz, manchmal empfinde ich einige für sie normale Kommentare sogar schon als etwas unfreundlich. 

Mit dem Kroatisch geht es jeden Tag etwas besser, trotzdem verstehe ich meistens nicht, über was gesprochen wird. Speziell hier in Međimurje ist, dass die Leute einen Dialekt sprechen, welcher wohl vergleichbar ist mit Schweizer- und Hochdeutsch (obwohl ich das Gefühl habe, dass der Dialekt und das Standardkroatisch nicht ganz so unterschiedlich sind). Zum Beispiel heisst "Was machst du?" auf Standardkroatisch "Što radiš?", auf Dialekt aber "Kaj delaš?". Im Moment kann ich jedoch nicht unbedingt sagen, dass dieser Dialekt ein grosses Problem für mich wäre, weil ich weder das eine noch das andere wirklich verstehe. :)
Die Schule ist dementsprechend spannend für mich, vor allem falls die Lehrer einfach eine ganze Lektion lang etwas erzählen. Die erste Lektion beginnt um 07:20 Uhr, falls wir aber mit dem Schulbus gehen, bin ich schon vor 07:00 Uhr in der Schule. Am Morgen finden dann bis 13:00 Uhr ganze sieben Lektionen statt! Damit das überhaupt möglich ist, sind die Pausen jeweils nur 5 Minuten lang (theoretisch). Jeder Lehrer kommt aber 5-10 Minuten nach Beginn der Stunde in das Klassenzimmer, was hier wohl irgendwie als höflich angesehen wird. :D

Gimnazija Josipa Slavenskog Čakovec
Anne (die dänische Austauschschülerin) und ich


Was mich am Anfang ehrlich gesagt recht erstaunt hat, ist, dass die Kanti hier sehr schwierig ist! Die Schüler haben einerseits 17 verschiedene Fächer und in jedem sollten sie so viel wie möglich wissen. Andererseits sind sie mit dem Schulstoff in allen Fächern trotzdem mindestens so weit wie wir in der Schweiz! In Fächern wie Mathe oder Chemie also, wo ich eigentlich eine Chance hätte, etwas zu verstehen, ist das Thema für mich sehr schwierig.

Nachmittags, wenn Glorija am lernen ist und ich mich selbst beschäftigen muss, gehe ich gerne die Region mit dem Velo erkunden. Denn obwohl Međimurje nicht bekannt ist (auch in Kroatien nicht), ist die Region hier wirklich wunderschön!



ich habe hier noch kein einziges Dörfchen (auch wenn es noch so klein ist) ohne eine Kirche gesehen :)


fast 90% der Bevölkerung ist katholisch, was man überall bemerkt
schöne Aussicht von meinem Zimmer aus :)

Sonntag, 10. September 2017

Die 1. Woche

Ich kann es selber fast nicht glauben, aber meine Ankunft in Kroatien - Hrvatska ist jetzt bereits eine ganze Woche her! Es war immer so viel los, dass ich bis jetzt noch gar keine Zeit hatte, einen Blogeintrag zu schreiben, tut mir leid. :)
Am besten beginne ich wahrscheinlich am Anfang, nämlich dem Welcome Camp in Zagreb. Wir sind nur 13 Teilnehmer, die in Kroatien oder Slowenien ihr Austauschjahr/ -trimester verbringen, denn AFS ist hier noch nicht sehr weit verbreitet. Dafür war die Atmosphäre umso familiärer und wir hatten viel Spass bei den Gemeinschaftsspielen und unserer ersten Kroatischstunde! Ich lernte ausserdem eine dänische Austauschschülerin kennen, die auch in der Nähe von Čakovec woht und an dasselbe Gimnazija wie ich geht. Von der Stadt Zagreb selbst sahen wir leider fast nichts, denn es war die meiste Zeit verregnet und kalt.

Austauschschüler Kroatien und Slowenien
gemütliche Abende
Ausblick von unserem Hostel nahe von Zagreb
Am Sonntagmorgen dann endlich der langersehnte Moment von uns allen: Wir wurden von den Gastfamilien abgeholt! Gespannt warteten wir und versuchten zu erkennen, wessen Familie gerade auftauchte. Ich erkannte Biljana, Vladimir (meine beiden Gasteltern) und Glorija (meine Gastschwester) auf Anhieb. Es fühlte sich komisch an zu wissen, dass ich mit diesen noch fremden Leuten nun die nächsten 10 Monate verbringen werde. Trotzdem freute ich mich natürlich sehr, denn mein Austauschjahr hatte endlich richtig begonnen!

Die erste Woche in der Familie und der Schule war sehr aufregend, denn jeden Tag erfuhr oder sah ich wieder etwas Neues! Morgens hiess es immer früh aufstehen: Falls Glorija und ich mit dem Auto einer anderen Mutter mitfahren konnten, mussten wir "erst" um 06:45 Uhr bereit sein. Für die andere Option, den Schulbus, hiess es Abfahrt um 06:00 Uhr! Ihr könnt euch vorstellen, wie fit ich um diese Zeit bin... :)
In der Schule in Čakovec lernte ich meine Klasse und das kroatische Schulsystem schon ein bisschen kennen. Glücklicherweise ist die Schule hier so organisiert, dass es eine Vormittags- und Nachmittagsschicht gibt (wegen Platzproblemen). Momentan haben Glorija und ich also nur am Morgen bis um 13:00 Uhr Schule.
Die meisten Lehrer haben mich interessiert über die Schweiz und meine Schule dort ausgefragt (je nachdem mit einem Schüler als Dolmetscher, denn einige Lehrer sprechen hier nur Kroatisch). Die Kroatischlehrerin war so begeistert, dass ich mich noch in zwei anderen 3. Klassen vorstellen musste. :)  Meine Klasse hat mich gut aufgenommen, wir gingen auch schon einmal zusammen einen Kaffee trinken. Ich habe schon herausgefunden, dass die Kroaten das einfach lieben und immer, wenn sie eine freie Minute haben, gehen sie in ein Café. Ich empfehle also jedem, der nach Kroatien gehen möchte, als erstes die Worte "Idemo na kavu" - "Gehen wir einen Kaffee trinken" zu lernen. :)


 Čakovec
Cafés hat es jedenfalls genug...

Etwa um 14 Uhr kam ich dann also jeweils von der Schule nach Palinovec zurück (das Dorf, in dem ich wohne). Nachmittags unternahm ich bis jetzt immer etwas mit Biljana, Glorija oder Karol (meinem 5-jährigen Gastbruder). Ich habe schon viele Verwandte getrofffen, denn alle Grosseltern, Cousins, Cousinen, Tanten und Onkel wohnen in der Nähe, was hier total normal ist. Glorija hat mir etwas von der Umgebung gezeigt, die hier sehr ländlich ist. Diese Region ganz im Norden Kroatiens wird "Međimurje" genannt und ist bekannt für die Landwirtschaft (eigentlich finde ich, dass es fast wie die Schweiz aussieht, nur die Berge fehlen :D). Auch mein Gastvater, Vladimir, arbeitet auf dem Land, im Moment ist gerade die Zwiebelernte aktuell.


der Hof, der sich gleich neben dem Haus befindet
Karol liebt sein Quad :)

ein kleiner See, den mir Glorija zeigte
ein Dörfchen in der Nähe
typisch Međimurje
An einem Abend konnte ich mit Glorija sogar an ein Konzert mit traditioneller kroatischer (genauer gesagt dalmatischer) Musik gehen, die man "Klapa" nennt. Ein Männerchor sang und wurde dabei von einem Blasorchester begleitet. Es war wirklich unglaublich! Die Stimmung war super, denn das Publikum kannte die meisten Lieder und hat deshalb lautstark mitgesungen. Wen es interessiert, kann unter diesem Link noch hereinhören (dies ist ein Lied, welches diese Gruppe auch an jenem Abend gesungen hat): https://www.youtube.com/watch?v=39K24an6Oxs
Ich habe mich also schon etwas eingelebt, und auch wenn ich die Schweiz ab und zu schon recht vermisse, gefällt es mir hier sehr gut!

Abschlusscamp und anderes

Vor 2 Wochen fand unser AFS End-of-stay Camp statt - das letzte Mal, dass wir uns alle trafen, bevor wir uns am Flughafen vor der Abreise no...