Donnerstag, 30. November 2017

Dan 90

Heute ist mein 90. Tag hier - es ist wirklich kaum zu glauben, wie schnell diese drei Monate vergangen sind! In dieser Zeit habe ich bereits unglaublich viel erlebt und gesehen! Ich dachte, dass es Zeit ist für ein Update von den Veränderungen seit dem Beginn meines Austauschjahres bis jetzt.

 Grosse Veränderungen bemerke ich natürlich mit dem Kroatisch: Während ich am Anfang noch ratlos zuhörte und keine Ahnung hatte, worum sich das Gespräch drehte, kommt das jetzt nur noch recht selten vor. Meistens verstehe ich, worüber gesprochen wird, zumindest wenn es sich um eher alltägliche Themen handelt. Auch selber kann ich mich bereits ziemlich gut auf Kroatisch verständigen. Mit meiner Familie unterhalte ich mich fast ausschliesslich auf Kroatisch und auch in der Schule verständige ich mich zum Grossteil so. Es ist toll, an sich selber zu sehen, wie schnell man eine Sprache aufnehmen kann, wenn man sie jeden Tag um sich hat! Zu verdanken habe ich das aber auch meinen Kroatisch-Sprachkursen. Denn zwei Mal pro Woche haben wir, also alle Austauschschüler zusammen, über Skype einen Onlinekurs, wo uns eine Lehrerin unterricht. Da wir dort aber logischerweise das Standardkroatisch lernen, fällt mir dieses noch um einiges leichter als der Dialekt hier in Međimurje.
 Bis jetzt kann ich zwar nicht unbedingt behaupten, dass ich das Deutsche verlernt habe, aber trotzdem gibt es ab und zu Sachen im Deutschen, über die ich eine Weile nachdenken muss, um sie richtig zu formulieren. Extremer ist es mit dem Französisch und Spanisch: Wenn ich versuche, einen Satz auf diesen Sprachen zu bilden, kommt es mir automatisch zuerst auf Kroatisch in den Sinn!

An die Schule, und sogar an das früh Aufstehen, habe ich mich mittlerweile recht gut gewöhnt. In den Lektionen kommt es auf das Fach und den Lehrer an, ob ich Hausaufgaben machen muss und Tests mitschreiben, ich kann mich aber nicht darüber beklagen, dass ich sehr viel zu tun hätte.

meine Klasse :)

Wienerwalzer im Musikunterricht...
Zuhause kann ich nicht behaupten, dass mir jemals langweilig wäre - jedes Wochenende haben wir irgendetwas vor. Meistens ist es ein Familienfest, weil jemand Geburtstag hatte. Wenn das einmal nicht vorkommt (ja, diese Wochenenden gibt es tatsächlich auch), nimmt mich meine Gastfamilie meistens irgendwohin am Sonntag.

mit Glorija, Biljana, Vladimir an einem Familienfest
Definitv am schönsten in Međimurje sind der Sonnenauf- und untergang! Es ist wirklich so, dass sie an 90% der Tagen wunderschön zu sehen sind! Der Sonnenaufgang ist für mich definitv meine morgenliche Motivation, für den Schulbus aufzustehen. :)


Obwohl, ich muss schon sagen, Freilektionen in der Schule, in denen ich mit Klassenkameraden auf einen Kaffee gehen kann, sind definitv auch etwas vom Besten. :) Mein absoluter Lieblingskaffee: Kokoscappuccino! :P

Etwas von dem wenigen, das mir hier in Palinovec nicht so gut gefällt, ist die totale Abgeschiedenheit, und deshalb in gewissem Zuge meine Unselbstständigkeit. Es ist zwar schön, in einem kleinen Ort zu leben. Aber weil nicht wirklich ein ÖV existiert, muss mich meistens Biljana irgendwohin fahren, falls ich etwas brauche.
Aber generell kann ich sagen, dass ich sehr froh bin, in Međimurje zu sein! Ich habe erfahren, dass es "Mala Švicarska" - "die kleine Schweiz" genannt wird (weil es nebst Zagreb und Istrien zu den reichsten Regionen Kroatiens gehört). :) Es muss wohl also so sein, dass ich hier bin!

Međimurje kann man in zwei Teile unterteilen: der flache Teil mit den vielen Getreide- und Kartoffelfeldern (wo ich wohne) und der hügelige Teil, wo recht viele Trauben angebaut werden (und der auf dem Bild zu sehen ist)
 

Dienstag, 14. November 2017

Ljubljana, Slowenien

Das vorige Wochenende verbrachte ich mit einigen anderen Austauschschülern in Ljubljana, der Hauptstadt Sloweniens. Dort trafen wir uns dann mit zwei Austauschschülern aus Slowenien, die wir ja von unseren AFS-Camps bereits gut kannten.

Lacey, Elise, Lucas, ich, Friedel (für alle, die Kroatien und Slowenien genau so wenig kennen wie ich bevor meinem Austausch: links und rechts die kroatische Flagge, in der Mitte die slowenische :))
Ich will ja nicht sagen, dass Kroatien besonders gross ist, aber im Vergleich zu Slowenien fühlte es sich dann irgendwie doch so an. Slowenien ist so klein, dass sich sogar die Slowenen selber darüber lustig machen, dass die Welt gar nicht weiss, dass sie überhaupt existieren. Ich habe zwar "nur" Ljubljana gesehen, trotzdem habe ich bemerkt, dass Slowenien dafür seinen ganz eigenen Charme hat.
Obwohl Ljubljana die Hauptstadt Sloweniens ist (und die grösste), fühlt es sich nicht so an, als ob man sich in einer Grossstadt befände. Es hat nicht besonders viel Verkehr, Touristen sieht man gerade einmal auf dem grössten Platz im Zentrum. Die Atmosphäre ist gemächlich und angenehm: An jeder Strassenecke befinden sich Musiker, ausserdem erwarten einem tonnenweise herzige Lädeli in allen Strassen. Im Vergleich zu Kroatien ist es auffällig, wie viel weniger Leute rauchen. Nicht umsonst wurde Ljubljana 2016 zur "Grünen Hauptstadt Europas" nominiert.



Wir fünf Austauschschüler mieteten übers Wochenende unser eigenes kleines Apartment in Ljubljana, wo wir auch selber kochten. Elise, deren Gastfamilie in Ljubljana wohnt, führte uns in der Stadt herum. Wir haben uns aber nicht nur Ljubljana angeschaut, sondern (natürlich) auch slowenisches Essen probiert: Potica und Gibanica, zwei typische Kuchen, sind definitv empfehlenswert :P.

Ljubljana von oben ...
... und bei Nacht

Metelkova Kunst


Volim vas  
eigene Wohnung, eigenes Frühstück :)
In Slowenien war es übrigens kein Problem, sich auf Kroatisch zu verständigen, denn die beiden Sprachen Kroatisch und Slowenisch sind sehr ähnlich. Insbesondere Kajkowski (der Dialekt in Međimurje) hat sehr grosse Ähnlichkeit mit dem Slowenischen, denn Međimurje ist ja auch sehr nahe an der slowenischen Grenze. Um also alle etwas zu motivieren, Kroatisch zu lernen: Wenn man Kroatisch spricht, versteht man auch Slowenisch, Serbisch und Bosnisch relativ problemlos. :)

Donnerstag, 2. November 2017

Svi Sveti - Allerheiligen


Gestern feierten wir den ersten November, also Allerheiligen (auf Kroatisch "Svi Sveti"). Wir hatten schulfrei, denn im vorwiegend katholisch geprägten Kroatien ist dies ein recht wichtiger Feiertag.
Ich besuchte mit meiner Familie drei verschiedene Friedhöfe in der Nähe (und das sind noch längst nicht alle, gefühlsmässig in jedem zweiten Dorf befindet sich einer). Es war aber nicht das erste Mal, dass ich auf einem Friedhof war, denn meine Gastmutter hat mich schon öfters dahin mitgenommen (und mir gruselige Geschichten von Mördern oder Kriminellen aus ihrem Dorf erzählt, die auf irgendeine Weise auch noch verwandt mit ihnen sind :D). Gerade hier in Međimurje sind Friedhöfe sehr wichtig und sehen deshalb auch dementsprechend gepflegt aus. Biljana hat mir das so erklärt: Die Leute in Međimurje sind sehr stolz und vergleichen sich immer mit ihren Nachbarn oder Bekannten. Wer das schönere Haus, den schöneren Garten, das bessere Auto hat... Dasselbe gilt auch mit dem eigenen Grab. Mir wurde gesagt, dass die Gräber hier durchschnittlich etwa 3'000 - 5'000€ kosten! Es kommt auch nicht selten vor, dass die Leute sich schon längere Zeit vor ihrem Tod den eigenen Grabstein aufstellen lassen und ihr eigenes, zukünftiges Grab pflegen gehen.

Wir besuchten also alle zusammen mit der Familie verschiedene Friedhöfe in der Umgebung. Ich war zunächst einfach einmal überrascht, wie viele Leute sich auf jedem Friedhof befanden! Es ist wirklich so, dass JEDER mit seiner Familie auf den Friedhof geht, und dort trifft man dann Verwandte oder Bekannte und nimmt sich Zeit, um sich zu unterhalten.

 
teure Gräber und viele Leute

Abends gingen Glorija und ich dann noch mit einigen Jugendlichen aus Palinovec zu Fuss zum nächsten Friedhof. Und es sah wirklich wunderschön aus mit all den Lichtern bei Nacht! Definitiv ein Feiertag, den ich nicht so schnell vergessen werde...


Abschlusscamp und anderes

Vor 2 Wochen fand unser AFS End-of-stay Camp statt - das letzte Mal, dass wir uns alle trafen, bevor wir uns am Flughafen vor der Abreise no...