Dienstag, 10. April 2018

Ostertraditionen

Über Ostern traf sich meine Gastfamilie mit ihrer Tochter, die in Irland im Austausch ist, weshalb ich diese Tage bei ihren Verwandten in Palinovec verbrachte. Der Bruder meines Gastvaters lebt dort mit seiner Frau und drei erwachsenen Kindern, ausserdem auch noch mit den Grosseltern (was in Kroatien recht üblich ist). Diese Familie zeigte und erklärte mir all ihre Traditionen für Ostern (wovon es wirklich viele gab!), ihren wichtigsten Feiertag des Jahres.

Da die Familie sehr religiös ist, gingen sie jeden Tag, wie auch schon für Weihnachten, in die Kirche (also Gründonnerstag, Karfreitag, Samstag, Osteronntag). Es war aber recht spannend, weil die Gottesdienste wegen Ostern etwas spezieller waren. Am Karfreitag etwa fand die Messe um 15 Uhr statt, weil es geglaubt wird, dass Jesus um diese Uhrzeit am Kreuz starb. Keine Kirchenglocken läuteten an diesem Tag und auch die Orgel spielte nicht, weil es als der traurigste dieser Tage angesehen wurde. Symbolisch wurde Jesus' Kreuz durch die Kirche getragen und danach von allen Kirchengängern der Reihe nach geküsst. Bis am Samstag wurde dieses Kreuz dann ständig von den Feuerwehrmännern bewacht.
Am Samstagsgottesdienst dann hielten zunächst alle nur ein Kerzenlicht in der Hand. Am Ende der Messe wurde dann bereits die Auferstehung von Jesus gefeiert, und demnach spielte auch die Orgel wieder und die Kirchenglocken läuteten.
Am Sonntagmorgen fand dann der "übliche" Sonntagsgottesdienst statt, um Jesus' Auferstehung zu feiern.

Kirchengänge waren aber nicht die einzigen Ostertraditionen, die in Međimurje gängig sind (auch wenn es wirklich für ALLE normal ist, so viel in die Kirche zu gehen!). Am Freitag färbten wir Eier, und das auf verschiedene Arten: Einige kochten wir lange Zeit in Rotwein, worauf sie dann eine schwarz-violette Farbe annahmen, andere färbten wir mit in Wasser aufgelösten Farben und einige verzierten wir noch mit Serviettentechnik.

bunte Eier am färben
links die im Wein gekochten, rechts die von uns gefärbten Eier
Am Samstag fand dann nochmals eine spezielle Tradition statt, nämlich das Segnen vom Essen. Dafür gingen wir nachmittags in die Kirche, mit Körben gefüllt mit Essen für das Osterzmorgen am Sonntag. In einem Korb befand sich typischerweise međimurischer Schinken, "perec" (ein süsses Gebäck, welches sehr ähnlich wie Zopf ist und nur an Ostern gegessen wird), gekochte Eier und Meerrettich.

der Korb gefüllt mit Essem für den Ostersonntag

In der Kirche stand also dann jede Familie mit ihren Körben, die Kinder mit kleinen Körbchen gefüllt mit Schokolade. Der Priester kam und segnete das Essen mit Weihrauch. Dies dauerte nur etwa 10 Minuten, war also nicht wie ein richtiger Gottesdienst. All dieses Essen, welches für das Ostersonntagsfrühstück gesegnet wurde, musste dann auch aufgegessen werden.

in der Kirche wird auf die Segnung des Essens gewartet
Nach dieser Segnung besuchten wir noch Verwandte der Familie, und überall, wo wir zu Besuch waren, wurde uns perec (dieses typische Zopfbrot) angeboten. Am Samstagabend nach dem Gottesdienst wurde dann bereits die Auferstehung von Jesus gefeiert. In jedem Dorf sollte deshalb ein grosses Feuer angezündet werden. Da es aber leider geregnet hatte, konnte das Feuer nicht entfacht werden. Trotzdem trafen wir Jugendlichen uns in Palinovec zum čevapći grillieren und abendlichem Kartenspielen.

hier hätte das Feuer angezündet werden sollen
Am Ostersonntag dann assen wir das Osterzmorgen mit unserem gesegneten Essen, wobei der grösste Stolz der eigene međimurische Schinken war :)

Schinken und gekochte Eier

perec
Danach ging es in die Sonntagsmesse, nachher wurde bereits wieder Zmittag gegessen. :D

feines Dessert: "štrukli", typischer kroatischer Strudel
Abends waren wir dann bei Verwandten zum Znacht (was für eine Überraschung, schon wieder zum essen :D) eingeladen.
Ich kann jedenfalls nicht behaupten, dass ich Hunger leiden musste über diese Tage! Tut mir leid, falls euch die Fotos vom Essen jetzt auch hungrig gemacht haben... :)
Es war superspannend, međimurische Ostern zu feiern, und ich verbrachte eine schöne Zeit bei den Verwandten meiner Gastfamilie (welche die ganze Zeit Angst hatten, dass ich nebst dem vielen Essen immer noch hungrig sei und sowieso viel zu dünn sei und mehr essen müsste - eine typische Angewohnheit der Kroaten eben :D).

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